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Kein Sättigungsgefühl
Wir alle verspüren mehrmals am Tag ein Hungergefühl. Wenn wir Hunger haben, fühlt sich unser Magen wie ein riesiges Loch an und eventuell stellt sich auch nach dem Essen kein Sättigungsgefühl ein. Wir haben weniger Energie, sind unkonzentriert und gereizt. Wir sind weniger leistungsfähig und der Magen knurrt vernehmlich.
Damit gibt unser Körper uns zu verstehen, dass es an der Zeit ist, Energie in Form von Nahrung aufzunehmen. Wenn wir dann essen, stellt sich irgendwann ein Sättigungsgefühl ein. Dadurch wissen wir, dass wir ausreichend Nahrung zu uns genommen haben. Dabei ist das Zusammenspiel von Hunger und Sättigungsgefühl abhängig von einem komplexen System aus Reizen und Signalen, die zum Beispiel von Magen und Darm über Hormone an das Gehirn gesendet werden.
Verspüren Sie nach dem Essen kein Sättigungsgefühl, kann dies mehrere Ursachen haben. Welche Faktoren eine Rolle spielen können, wenn man sich nie satt fühlt, wird im folgenden Artikel erläutert.
Medizinisch geprüft von Dr. Sebastian Teschers — Letztes Update von Sarah Mokrusch am 19.01.2023
Wann spricht man von "Kein Sättigungsgefühl"?
Mit dem Sättigungsgefühl signalisiert der Körper, dass ausreichend Nahrung aufgenommen wurde und das Essen beendet werden kann. Dieses Gefühl entsteht im Gehirn. Der Prozess ist sehr komplex und es sind unterschiedliche Faktoren und Mechanismen unseres Körpers daran beteiligt.
- Zunächst melden Mechanorezeptoren dem Gehirn, dass sich die Magenwand ausdehnt.
- Chemorezeptoren im Darm signalisieren, wenn genügend Nährstoffe eingegangen sind.
- Wenn der Blutzuckerspiegel durch die Nahrungsaufnahme ansteigt, nimmt die Bauchspeicheldrüse ihre Arbeit auf und gibt Insulin ab.
- Währenddessen schüttet das Fettgewebe das Hormon Leptin aus, welches dem Gehirn meldet, dass die Depots voll sind.
All diese Vorgänge in unserem Körper sorgen dafür, dass sich im Gehirn ein Sättigungsgefühl einstellt. Dabei handelt es sich um ein angenehmes Gefühl: Das Energielevel steigt, die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu, die Stimmung hebt sich und der Magen fühlt sich (im Gegensatz zum Hungergefühl) neutral an.
Bleibt dieses angenehme Gefühl nach dem Essen aus, stellt sich kein Sättigungsgefühl ein.
Zu beachten ist: Die Abwesenheit von Hunger ist nicht mit einem Völlegefühl gleichzusetzen. Sie können nach einer Mahlzeit also satt sein, ohne sich voll zu fühlen. Andersherum bedeutet Appetit nicht gleich Hunger. Die Lust auf Essen – z.B. weil es bei speziellen Anlässen besonders gutes Essen gibt – bedeutet nicht, dass der Körper unbedingt Nahrung braucht.
Das Sättigungsgefühl setzt in etwa nach 15-20 Minuten ein. Nehmen Sie Nahrung sehr schnell zu sich – weil Sie zum Beispiel in der Mittagspause nicht so viel Zeit haben – registriert Ihr Körper eventuell erst dann, dass er genug Nahrung bekommen hat, wenn Sie schon mehr als nötig gegessen haben.
Sollten Sie nach dem Essen kein Sättigungsgefühl verspüren und aufgrund einer vorhandenen Adipositas eine restriktive Magenoperation in Betracht ziehen, finden Sie bei New Weight die richtigen Ansprechpartner. Nach einem solchen Eingriff fühlen sich die Patienten in der Regel länger satt.
Was kann dahinterstecken, wenn man ständig Hunger hat?
So komplex der körperliche Prozess ist, der das Sättigungsgefühl hervorruft, so viele mögliche Ursachen gibt es, wenn sich kein Sättigungsgefühl einstellt.
- Bestimmte Medikamente können für eine Störung im Zusammenspiel von Sättigungs- und Hungergefühl verantwortlich sein. Psychopharmaka wie Antidepressiva, Antiepileptika oder Antipsychotika wirken auf den Hirnstoffwechsel ein und können dabei auch das Sättigungsgefühl beeinflussen. Dennoch sollten solche Medikamente unter keinen Umständen eigenmächtig abgesetzt werden. Wenn Sie vermuten, dass Ihre Medikamente zu unliebsamen Nebenwirkungen führen, besprechen Sie dies mit dem Arzt, der die Medikamente verordnet hat.
- Schlafmangel kann ebenso dazu führen, dass wir vermehrt Hunger spüren. Schlafen wir nicht ausreichend, wird weniger vom Hormon Leptin gebildet. Leptin ist aber dafür zuständig, den Hunger zu hemmen. Dafür wird bei Schlafmangel mehr vom Hormon Ghrelin gebildet, welches für mehr Appetit sorgt. Auch das Stresshormon Cortisol wird bei Schlafmangel vermehrt gebildet und regt zusätzlich den Appetit an.
- Bei übergewichtigen Personen kann auch eine Leptinresistenz für ständigen Hunger sorgen. Das Bauchfett produziert dabei so viel Leptin, dass das Gehirn darauf nicht mehr reagiert. So sind die Fettspeicher zwar gut gefüllt, Betroffene haben aber trotzdem ständig Appetit. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, sollte schon bei Präadipositas oder bei Adipositas im Stadium I mit Bewegung und einer Ernährungsumstellung gegengesteuert werden.
- Auch unsere Essgewohnheiten beeinflussen unser Hunger- und Sättigungsgefühl. Manche von uns lernen von klein auf, dass Essen nicht nur dazu dient, das Hungergefühl zu besänftigen. Süßigkeiten werden zum Trost eingesetzt und besondere Leistungen mit einem besonderen Essen belohnt. Durch das emotionale Essen, mit dem sich Kummer oder Stress besänftigen lassen, wird das Hungergefühl mit Emotionen vermischt. Essen setzt Glückshormone frei und aktiviert so das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Zudem ist Essen für die meisten von uns heute überall frei verfügbar. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass es uns schwerer fällt, Körpersignale korrekt zu deuten.
- Auch in der Kindererziehung kann das Essverhalten und damit die Beziehung zum Essen beeinträchtigt werden. Werden Kinder dazu angehalten, ihren Teller immer leer zu essen, lernen sie, ihre eigenen Körpersignale zu missachten und ihr Sättigungsgefühl zu ignorieren.
- Strikte Diäten, bei denen der Kalorienkonsum von heute auf morgen stark reduziert werden soll, tragen ebenso dazu bei, dass die Körpersignale durcheinanderkommen. Kommt dazu noch ein Cheat Day, bei dem die strengen Diätregeln einen Tag lang ignoriert werden, ist das Chaos vorprogrammiert.
Welche Rolle spielt das Hormon Ghrelin?
Das Hormon Ghrelin (Growth Hormone Release Inducing: Wachstumshormonfreisetzung einleitend) wird in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse produziert und ist ein appetitanregendes Peptid. Dieses Hormon reguliert die Nahrungsaufnahme und die Sekretion von Wachstumshormonen.
In Hungerphasen wird mehr Ghrelin im Blut freigesetzt, nach dem Essen sinkt der Ghrelinspiegel wieder ab. Ein erhöhter Ghrelinspiegel regt den Appetit an und sorgt so im Regelfall für eine höhere Nahrungsaufnahme. Bei Schlafmangel wird vermehrt Ghrelin ausgeschüttet. Schlafmangel wirkt so also begünstigend auf die Entwicklung von Adipositas.
Was kann ich tun, wenn ich kein Sättigungsgefühl verspüre?
In manchen Fällen helfen ein paar Verhaltensänderungen, wenn sich nach der Nahrungsaufnahme kein Sättigungsgefühl einstellt. Das heißt nicht zwangsläufig, dass damit alle Probleme gelöst werden. Aber es kann ein Anfang sein.
- Nehmen Sie sich beim Essen Zeit. Ihr Körper braucht eine gewisse Zeit, um Ihnen zu signalisieren, dass er genügend Nahrung aufgenommen hat. Ein Sättigungsgefühl kann sich erst nach ca. 20 Minuten einstellen. Versuchen Sie, nicht nebenher zu essen – etwa beim Fernsehen oder am PC. Achten Sie auf Ihre Körpersignale und essen Sie in entspannter Atmosphäre.
- Beobachten Sie sich selbst: Essen Sie, weil Sie Hunger haben oder weil Sie gerade gestresst oder traurig sind? Verurteilen Sie sich nicht dafür. Emotionales Essen ist nicht ungewöhnlich. Aber wenn Sie wissen, weshalb Sie essen möchten, können Sie Ihr Essverhalten besser kontrollieren.
- Schlafen Sie ausreichend? Sollten Sie Schwierigkeiten haben, genügend Schlaf zu bekommen, könnten Ihnen die Regeln der Schlafhygiene helfen.
- Wenn Sie eine Diät machen möchten, stellen Sie Ihre Ernährung lieber in kleinen Schritten um und geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen. Achten Sie dabei auch auf eine ausgewogene Ernährung, damit Sie alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge bekommen.
Sie sind mit Ihren Sorgen nicht allein. Häufig kann es helfen, mit anderen Personen zu sprechen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Wenn Sie Kontakt mit anderen Betroffenen aufnehmen möchten, finden Sie zum Beispiel über den Adipositasverband Hilfe.
Wann ist fehlendes Sättigungsgefühl behandlungsbedürftig?
Das Auftreten von Hungergefühlen mehrmals täglich ist durchaus normal. Sollte sich nach dem Essen allerdings kein Sättigungsgefühl einstellen, ist der Kontakt zu Spezialisten wie einem Ernährungsberater und einem Arzt sinnvoll. Sie können dann gemeinsam herausfinden, wo die Ursachen liegen. In seltenen Fällen kann auch eine Erkrankung zugrunde liegen, die bei einer entsprechenden Untersuchung erkannt werden kann.
Oben genannte mögliche Ursachen wie Schlafmangel, Stress oder Ihr Essverhalten können Sie eventuell selbst gut beeinflussen.
Bei einer Ernährungsumstellung macht es aber durchaus Sinn, sich beraten zu lassen und einen Ernährungsplan mit jemandem zu erstellen, der sich mit der Thematik auskennt und ganz auf Ihre persönlichen Vorlieben und Ihre Lebenssituation eingeht.
Wie zeigt sich fehlendes Sättigungsgefühl nach einer Magenverkleinerung und was ist zu tun?
Restriktive Verfahren wie das Einsetzen eines Magenballons oder eines Magenbandes verringern das Magenvolumen. Dadurch werden die Dehnungsrezeptoren in der Magenschleimhaut schneller aktiviert und das Sättigungsgefühl stellt sich früher ein. Auch die Produktion appetitanregender Hormone reduziert sich nach einer Magenverkleinerung und das Essverhalten passt sich im Regelfall an die neuen Umstände an. Ein fehlendes Sättigungsgefühl ist nach einer Magenverkleinerung also eher nicht zu erwarten und kommt nur in sehr seltenen Fällen vor.
Schwieriger ist es natürlich, gerade auf ungesunde Produkte der Nahrungsmittelindustrie zu verzichten. Diese werden manchmal so produziert, dass sie direkt das Belohnungszentrum in unserem Gehirn ansprechen. Die Lust auf süße, fettige oder salzige Dinge bleibt also auch nach einer Magenverkleinerung erhalten.
Auch nach einer Magenverkleinerung kann es in Ihrem Leben noch zu Stress oder zu wenig Schlaf kommen. Diese Faktoren können auch weiterhin dafür sorgen, dass Sie Lust auf genau die Nahrungsmittel bekommen, die eher nicht als Teil einer gesunden Ernährungsweise zu betrachten sind.
Aus diesem Grund können alle Patienten von New Weight durchgehend das Team und den behandelnden Arzt kontaktieren. Zudem bietet New Weight regelmäßig interaktive Webinare an.
Sollten Sie nach einer Magenverkleinerung irgendwelche Beschwerden bemerken, wenden Sie sich an den behandelnden Arzt. Sprechen Sie auch im Vorfeld einer Operation Sorgen und Bedenken offen an. Ihr Arzt kann Ihnen Ihre Fragen am besten beantworten.
Quellen:
- Büter, M. et al. “Mechanismen des Gewichtsverlusts nach bariatrischen Operationen”. Zuletzt aufgerufen am 29.12.2022
- Gürtler, W. (2021). ”Kein Sättigungsgefühl? Das sind die Ursachen”. Zuletzte aufgerufen am 29.12.2022
- Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Studie: Sättigungsgefühl entsteht gar nicht im Magen”. Zuletzt aufgerufen am 29.12.2022
- Rheinische Post. “Fehlendes Sättigungsgefühl: Forscher entdeckten neue Krankheit”. Zuletzt aufgerufen am 29.12.2022
- Wikipedia. “Ghrelin – Wikipedia”. Zuletzt aufgerufen am 29.12.2022
- Schuster, N. “Nach der OP ist vor der Nachsorge | PZ – Pharmazeutische Zeitung”. Zuletzt aufgerufen am 29.11.2022