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Übergewicht und Adipositas - Information für Betroffene
Übergewicht und Adipositas sind ernstzunehmende Probleme in vielen zivilisierten Ländern der Welt – so auch in Deutschland. Tatsächlich gibt es in Deutschland mehr Menschen, die übergewichtig sind, als Menschen mit einem normalen Gewicht. Wie genau definieren sich Adipositas und Übergewicht? Und ab wann wird das Übergewicht zur Gefahr?
Lesen Sie im folgenden Artikel alle wichtigen Fakten zu Übergewicht und Adipositas nach und kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie an einer kostenlosen Erstberatung zu Adipositasbehandlungen interessiert sind.

Geschrieben von Uta Leyke-Heß – Letztes Update am 20.4.2023

Medizinisch geprüft von Dr. Sebastian Teschers
Was sind Übergewicht und Adipositas?
Die meisten von uns können wahrscheinlich ganz gut einschätzen, ob sie eher Normalgewicht, etwas zu viel auf den Rippen oder doch deutliches Übergewicht haben. Wann spricht man aber von Adipositas?
Adipositas ist eine Form des Übergewichtes, die deutlich über ein gesundes Maß hinausgeht. Leichtes Übergewicht kann dem Körper bereits schaden. Man unterscheidet Adipositas Grad 1, Adipositas Grad 2 und Adipositas Grad 3. Bei Adipositas kommt es zusätzlich zu verschiedenen Begleit- und Folgeerkrankungen, die viele Gefahren mit sich bringen.
Um das Gewicht eines Menschen zu beurteilen, kann es ins Verhältnis zu einem anderen Körpermaß gesetzt werden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten.
BMI
Beim BMI (Body-Mass-Index) eines Menschen stellt man das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße (kg/m2). Hierfür gibt es Rechner im Internet oder man kann sich seinen BMI mit dem Taschenrechner ausrechnen: einfach das Körpergewicht durch die Körpergröße in Metern teilen und das Ergebnis nochmals durch die Körpergröße in Metern teilen. Eine Person ist 170 cm groß, also 1,7 m und 84 kg schwer: 84 ÷ 1,7 ÷ 1,7 = 29. Der BMI beträgt in diesem Beispiel also 29. Als Faustformel gilt: Sie haben ein gesundes Körpergewicht, wenn Ihr BMI zwischen 20 und 25 liegt. Je nach Alter und Geschlecht gibt es hier jedoch leicht abweichende Normwerte (Genaueres im Artikel BMI).
Die meisten Einteilungen für Übergewicht sowie die Definition von Adipositas richten sich nach dem BMI. Erfahren Sie mehr über Ihren BMI und rechnen Sie sich Ihren eigenen BMI aus.
Taillenumfang
Die Messung des Taillenumfangs ist eine andere Möglichkeit, um Übergewicht einzuschätzen. Der Begriff „Fettleibigkeit“ gibt bereits einen Hinweis, denn er setzt sich aus “Fett” und “Leib” zusammen: Das Bauchfett ist für den Körper am schädlichsten. Dies zeigt sich in der Körperform. Bei der „Apfelform“ ist das Fett vor allem am Bauch gesammelt. Eine starke Fettansammlung am Rumpf gilt als gesundheitsschädlicher, als wenn sich das Fett zum Beispiel an Hüften und Oberschenkeln ansammelt.
Mit dem Taillenumfang kann man im Vergleich zum BMI Übergewicht vor allem bei sportlichen Menschen, die viel schweres Muskelgewebe haben, besser einschätzen. Der Taillenumfang sollte dabei bei Frauen unter 88 cm und bei Männern unter 102 cm liegen.[1]
Ab wann spricht man von Übergewicht, wann ist es Adipositas?
Beim Übergewicht geht es nicht um das absolute Gewicht, sondern vor allem um das Verhältnis des Gewichtes zu anderen Körpermaßen. Natürlich ist ein kleiner Mensch bei demselben Gewicht wie ein viel größerer Mensch eher übergewichtig. Die Einteilung für Adipositas, die im Gesundheitssystem verwendet wird, richtet sich nach dem BMI. Ab wann spricht man also vom Übergewicht und ab wann von Adipositas?
Übergewicht
Übergewicht, im medizinischen Bereich Präadipositas genannt, umfasst jeden BMI, der größer als 25 ist. Wie der Name sagt, ist Präadipositas eine Vorstufe der Adipositas. Der BMI liegt hierbei zwischen 25 und 29,9. In Deutschland sind 45 % der Frauen und mehr als 60 % der Männer von Übergewicht und Adipositas betroffen. Dabei ist die Tendenz steigend. [2]
Das Problem bei Übergewicht ist, dass es deutlich schneller und einfacher funktioniert, Gewicht zu- als abzunehmen. Der Körper ist darauf ausgerichtet, Fettreserven aufzubauen, um für Zeiten des Mangels vorbereitet zu sein. Hinzu kommt, dass Präadipositas oftl zu einem Teufelskreis führen kann: Betroffene bewegen sich weniger, sitzen häufiger und essen trotzdem noch die gleichen Mengen.
Schnell kann man so zunehmen. Zu bedenken ist auch, dass der Körper mit steigendem Alter weniger Kalorien benötigt. So kann aus Übergewicht ohne viel dazutun schnell Adipositas werden. Umso wichtiger ist es, bereits bei Übergewicht entgegenzusteuern und die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu ändern.
Adipositas
Von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30. Hier unterscheidet man 3 verschiedene Grade:
Tabelle: Übergewicht und Adipositas mit Beispielen
Bereits Präadipositas kann schädlich für den Körper sein. Je höher die Adipositas Stufe ist, desto schädlicher ist das Gewicht für den Körper.
Wann sollte Übergewicht behandelt werden?
Das empfohlene Gewicht hängt vom Alter und Geschlecht ab. Es gibt Hinweise, dass ein etwas erhöhtes Körpergewicht im fortgeschrittenen Alter bei manchen Personen einen gewissen Schutz vor bestimmten Erkrankungen bietet. Dies hat allerdings seine Grenzen. Schon ein moderates Übergewicht belastet die Gelenke und das Herz-Kreislauf-System, so dass es langfristig zu Arthrose (Gelenkproblemen), Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und anderen Begleiterscheinungen kommen kann.
Insofern sehen Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften (Leitlinien) in Deutschland vor, dass bereits bei Übergewicht eine Therapie sinnvoll ist, wenn es zusätzliche Begleiterkrankungen gibt. Ebenfalls ist eine Intervention bei Präadipositas sinnvoll, wenn ein hoher psychosozialer Leidensdruck herrscht.[3] Spätestens bei einer vorliegenden Adipositas ist eine Behandlung immer zu empfehlen.
Was für Sie individuell ein anzustrebendes und realistisches Gewicht ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt. Setzen Sie sich auch gerne im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung mit uns in Verbindung. Gemeinsam finden wir heraus, was für Sie ein gutes Gewicht ist und falls Sie unter Adipositas leiden, was es für Möglichkeiten gibt, diese zu behandeln.
Wie kann man mit Übergewicht oder Adipositas abnehmen?
Um Übergewicht erfolgreich zu bekämpfen, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Man kann diese in Basistherapie und operative Möglichkeiten einteilen.
Basistherapie
Bewegungstherapie
- >150 Minuten/Woche Bewegung
- Aktivität im Alltag
Ernährungstherapie
- Ernährungsberatung
- Angestrebtes Kaloriendefizit
- Keine einseitige Ernährung
- Ernährungsberatung
- Angestrebtes Kaloriendefizit
- Keine einseitige Ernährung
Verhaltenstherapie
- Individuell angepasst
- Selbstbeobachtung
- Impulskontrolle
- Stressabbau
Die Basistherapie wird allen Patienten mit Übergewicht oder Adipositas empfohlen. Besonders die Kombination der verschiedenen Säulen hilft den meisten Patienten erfolgreich abzunehmen. Nur wenige Patienten können hiermit ausreichend ihr Gewicht reduzieren.
Operativ
Bei anhaltender Adipositas gibt es die Möglichkeit, durch operative Eingriffe das Abnehmen zu unterstützen.[4] Oftmals kann die Adipositas so nachhaltig und erfolgreich therapiert werden. Hierfür gibt es verschiedene Verfahren.
Zu den besonders schonenden und innovativen Alternativen zu einer chirurgischen Gewichtsabnahme, vor denen viele Betroffene Angst haben, gehören die endoskopischen Verfahren wie der Magenballon bzw. ein endoskopischer Schlauchmagen = New Weight sleeve (POSE, Endomina bzw Overstitch). In einigen Fällen ist einen medikamentöse Unterstützung hilfreich. Sprechen Sie uns gerne an, um zu erfahren, ob ein solches Verfahren für Sie geeignet isN
Was gilt es bei der Gewichtsreduktion zu beachten?
Gewichtsreduktion ist nicht leicht. Häufig werden falsche Versprechungen gemacht, über Diäten, mit denen man in kurzer Zeit jede Menge Gewicht verliert. Die Wahrheit ist: Gewichtsreduktion, die nachhaltigen Erfolg zeigen soll, braucht Zeit, Durchhaltevermögen und oftmals eine professionelle Unterstützung.
Dann kann die Gewichtsabnahme so groß sein, dass es zu einer Mangelernährung mit z.B. Haarausfall kommen kann. Dies zeigt, dass eine professionelle Begleitung wichtig ist. [5]
Welche Gefahren bestehen bei anhaltendem Übergewicht?
Bei anhaltendem Übergewicht kann es zu Veränderungen im Körper kommen, unter denen die Betroffenen stark leiden. Patienten mit Übergewicht schnarchen häufiger, geraten schneller aus der Puste und haben häufiger Probleme mit den Gelenken.
Bei Adipositas kommt ein erhöhtes Risiko für chronische Begleit- und Folgeerkrankungen hinzu. Bei Menschen mit Adipositas Grad 2 oder höher ist das Risiko für Diabetes, Gallensteine, Fettleber und Fettstoffwechselstörung mehr als dreifach erhöht. [6] Ebenfalls ist das Risiko für Bluthochdruck, Gicht und bestimmte Krebsarten erhöht. Die gute Nachricht ist: Wenn man rechtzeitig Gewicht abnimmt, lassen sich viele der Folgen aufhalten.
Wie beeinflusst Übergewicht und Adipositas die Lebenserwartung und -qualität?
Viele Patienten berichten, dass die Lebensqualität durch Adipositas nachhaltig eingeschränkt ist.[7] Durch schlechten Schlaf aufgrund von heftigem Schnarchen, Schmerzen in den Gelenken oder eingeschränkter Ausdauer können sie weniger aktiv in Ihrer Freizeit als auch im Beruf sein. Eine große Rolle spielt auch die psychosoziale Komponente. Menschen mit Übergewicht fühlen sich oftmals in ihrem Körper unwohl und berichten häufiger von negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen.
Die persönliche Lebenserwartung ist im Einzelnen schwer vorauszusagen. Studien zeigen jedoch, dass nahezu für jeden übergewichtigen Menschen krankheitsfreie Jahre durch Adipositas verloren gehen. Greift man jedoch rechtzeitig ein und reduziert sein Gewicht, kann dieser Prozess aufgehalten werden. Jede Gewichtsabnahme in jedem Alter wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. [8]
Häufig gestellte Fragen
Man gilt als Übergewichtig ab einem BMI von 25 oder höher. Adipositas beginnt ab einem BMI von 30. Sprechen Sie gerne Ihren Arzt an, um Ihr persönliches Risiko zu erfahren.
Übergewicht ist nicht direkt vererbbar, allerdings gibt es bestimmte Risikofaktoren, die vererbbar sind. Der Lebensstil spielt eine größere Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht und dieser übernehmen zum Beispiel Kinder häufig von den eigenen Eltern.
Verschiedene Erkrankungen können zu Übergewicht führen. Dazu gehören psychische Erkrankungen wie Essstörungen oder Depressionen, aber auch körperliche Erkrankungen wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion.
Bestimmte Medikamente sorgen für Gewichtszunahme und können so zu Übergewicht beitragen. Dazu gehören bestimmte Antidepressiva, Antidiabetika, Cortison aber auch die Verhütungspille. Da viele dieser Medikamente sehr wichtig für die Gesundheit sind, sollte man diese nie selbstständig absetzen. Kontaktieren Sie im Zweifel Ihren Arzt, um nach Alternativen zu suchen.
Quellen:
[1] Ross, R. et al. (2020). „Waist circumference as a vital sign in clinical practice: a Consensus Statement from the IAS and ICCR Working Group on Visceral Obesity“. Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023
[2] RKI (2021). „Übergewicht und Adipositas“. Zuletzt aufgerufen am 11.01.2023
[3] Deutsche Adipositas Gesellschaft (2014). „Evidenzbasierte Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas“. Zuletzt aufgerufen am 11.01.2023
[4] Deutsche Adipositas Gesellschaft (2018). „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“. Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023
[5] Stiftung Gesundheitswissen (2021). „Adipositas. Behandlung“. Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023
[6] DocCheck Flexikon. „Adipositas“. Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023
[7] Kovacs, D. et al. (2003). „Adipositas der Klassen I-III und ihr Einfluss auf Lebensqualität (LQ) und Lebenszufriedenheit (LZ)“ Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023
[8] Nyberg, S. T. et al. (2018). „Obesity and loss of disease-free years owing to major non-communicable diseases: a multicohort study”. Zuletzt aufgerufen am 13.01.2023